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Dr. Baumgartner

Dr. Baumgartner über Fehlbildungen und die Sicherheit von Cochlea-Implantaten

Experteninterview

Dr. Baumgartner über sichere Hörimplantationen bei anatomischen Fehlbildungen und Erfolgschancen einer Revision.

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hearbetter: Können Hörimplantationen auch bei anatomischen Fehlbildungen sicher durchgeführt werden?

Dr. Baumgartner: Nahezu ein Drittel der gehörlos geborenen Kinder weisen anatomische Fehlbildungen der Cochlea auf, oft auch Malformationen des Mittelohrs oder anderer otologischer Strukturen.

Dank der modernen Bildgebung, hochauflösender CTs und MRTs, eventuell gestützt durch zusätzliche DVT Bilder, können wir bei diesen Kindern gefahrlos und sicher eine Cochlea-Implantation durchführen. Bei Säuglingen und Babys erfolgt die Bildgebung unter Narkose.

Erwachsene Patient*innen haben entweder Fehlbildungen oder ausoperierte Ohren, etwa nach Cholesteatomen, chronischen Entzündungen oder Otosklerosen. Oft fehlen Landmarken oder sie sind durch Vorerkrankungen und Voroperationen bereits unsichtbar.

Für erfahrene Chirurg*innen stellen solche anatomischen Besonderheiten kein Problem dar.
Ein Vergleich: wenn sie 100x zum Supermarkt fahren und beim 101. Mal müssen Sie wegen einer Baustelle einen Umweg nehmen, finden sie trotzdem zum Supermarkt. Genauso ist das bei der Chirurgie.

 

hearbetter: Wie sicher ist die Cochlea-Implantation?

Dr. Baumgartner: Die Cochlea-Implantation zählt in Österreich, wie auch die Operationen von VIBRANT SOUNDBRIDGE und BONEBRIDGE, zu den sichersten Operationen im HNO-Bereich überhaupt. Die gefährlichsten Eingriffe im HNO-Bereich sind die Mandel-OP und die Operation der adenoiden Vegetationen.

Wenn wir Cochlea-Implantate revidieren müssen, dann zumeist aufgrund eines technischen Ausfalls nach vielen Jahren. Das ist hin und wieder bei Kindern der Fall, zum Beispiel nach Stürzen auf die Implantationsstelle. Bei Erwachsenen sind Unfälle extrem selten.

Heutzutage erfolgen Revisionen, weil das Implantat nach 25-30 Jahren des erfolgreichen Tragens technisch überholt ist. Diese Operationen können herausfordernd sein, weil das Implantat nach so langer Zeit mit dem Schädelknochen verwachsen ist. Die Revisionschirurgie ist dann praktisch wie eine Neuimplantation.

 

hearbetter: Wie sind die Erfolgschancen einer Revisions-OP?

Dr. Baumgartner: Die Erfolgschancen einer Wechselimplantation sind extrem gut. Die Patient*innen wechseln jetzt die Cochlea-Implantate aus den 1990-er Jahren und profitieren stark von den aktuellen technischen Neuerungen. Es ist, als würden sie von einem 30 Jahre alten Handy auf das neueste Smartphone-Modell umsteigen.

Allerdings brauchen Patient*innen nach einem Implantatwechsel 3-6 Monate Eingewöhnungszeit, um optimal zu profitieren.

Zur Person: Wolf-Dieter Baumgartner ist außerordentlicher Universitätsprofessor an der Medizinischen Universität Wien, Univ. Prof. an der Karolinska Universität Stockholm und Gastprofessor an der Universität Brünn. Seit über 30 Jahren arbeitet und forscht er auf dem Gebiet der Cochlea-Implantation.

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