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HNO-Experte

Hörverlust: Kosten sparen für die Gesellschaft

Experteninterview

Lesedauer: 2 Minuten

Prof. Paul van de Heyning von der Universität Antwerpen, ein führender Experte in der Hörimplantologie, erklärt, warum Hörverlust nicht nur ein individuelles Problem ist. Er erklärt, wie wichtig politische Maßnahmen auf regionaler und EU-Ebene sind, um die zur Situation von Menschen mit Hörverlust zu verbessern.

HB: Mit welchen Probleme sind Menschen mit Hörverlust konfrontiert?

PvdH: Sie sind mit alltäglichen Barrieren konfrontiert, von der Stigmatisierung von Hörverlust bis hin zu medizinischen Problemen wie einem höheren Risiko, an Depressionen zu erkranken. Viele Menschen mit Hörverlust ziehen sich aus der Gesellschaft zurück, vermeiden Treffen mit Freunden oder Familie und riskieren dadurch, sozial isoliert zu werden.

HB: Spielt Stigmatisierung von Hörverlust in unserer Gesellschaft nach wie vor eine Rolle?

PvdH: Ja, leider. Viele Menschen unternehmen zu lange nichts gegen ihre Schwerhörigkeit, weil sie Angst haben, wegen ihrer Hörgeräte oder Implantate stigmatisiert zu werden.

HB: Welche Konsequenzen hat dieses Hinauszögern?

PvdH: Es erhöht das Risiko eines schnelleren geistigen Abbaus, insbesondere bei älteren Menschen. Auch den wirtschaftlichen Aspekt für die Einzelperson und für die Gesellschaft dürfen wir nicht vergessen.

Die Kosten von Hörverlust, also die Kosten für das Hörgerät selbst, sowie schlechtere Beschäftigungsmöglichkeiten bzw. Arbeitslosigkeit betreffen die einzelne Person. Geringere Jobaussichten, Arbeitslosigkeit und frühzeitige Pensionierung sind allerdings auch Kosten, die der Gesellschaft entstehen. Allein in der Europäischen Union belaufen sich diese Kosten auf mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr.

HB: Wie können wir dieses Probleme beheben?

PvdH: Wir haben ein Politisches Manifest für die Einführung einer Strategie für die Hörgesundheit ausgearbeitet. Vier Säulen sollen helfen, die Situation von Menschen mit Hörverlust zu verbessern.

HB: Können Sie diese vier Säulen näher beschreiben?

PvdH: Wir nennen sie HEAR Säulen, kurz für Hörgesundheit – Zugang und Versorgung, Erkennung und Vorsorge, Aufklärung sowie Rehabilitation und Forschung.

Die erste Säule zielt darauf ab, vorherrschende Denkweisen und Einstellungen zu ändern und Betroffene zu ermutigen, Hilfe zu suchen.

Die zweite Säule konzentriert sich auf die Früherkennung. Dazu gehören Screening-Programme für jedes Alter und darauf anknüpfend die medizinische und diagnostische Hilfe.

Die dritte Säule will eine bessere Finanzierung durch das Gesundheitswesen gewährleisten und finanzielle Hürden eliminieren. Eine Kostenerstattung für notwendige Hörtechnologien wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate kann Betroffenen enorm helfen.

Auch die Forschung, die vierte Säule, ist unverzichtbar. Vor allem Forschung an Innovatioonen und Studien, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Behandlung von Hörverlust aufzeigen, können Politikern als wichtige Entscheidungshilfe dienen.

Genau das will unser Manifest erreichen. Es liefert politischen Akteuren wichtige Hintergrundinformationen, Fakten und Zahlen, damit sie sich aktiv für Hörgesundheit einsetzen können.

HB: Sie wenden sich also hauptsächlich an die Politik?

PvdH: Wir wollen Politiker*innen auf EU-Ebene motivieren, Gesetze, Verordnungen und Maßnahmen zu ergreifen, die das Leben von Menschen mit Hörverlust verbessern.

Unsere Botschaft sowie der Inhalt des Manifests geht aber gleichermaßen an andere Akteure: Verantwortliche in der Landespolitik, Kommunalpolitiker, Krankenversicherer, Ärzt*innen, medizinische Fachkräfte, Akustiker*innen, an betroffene Schwerhörige selbst sowie an die Gesellschaft im Allgemeinen.“

Paul van de Heyning und hearbetter laden Sie ein, das Manifest zur Einführung einer Strategie für die Hörgesundheit zu lesen und es mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen. Schenken wir dem Hören auf EU-Ebene höchste Priorität!

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