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HNO

Dr. Gstöttner über Cochlea-Implantate bei Kindern

Experteninterview

Dr. Wolfgang Gstöttner, ein Pionier in der Cochlea-Implantat-Chirurgie, über die frühe Versorgung von Kindern, OP-Risiken, die Hörentwicklung mit Hörimplantaten und mehr.

In den „Hörgesprächen“ erzählt Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Vorstand der HNO-Abteilung am Wiener AKH, von den Anfängen der Cochlea-Implantation in Österreich und wie sich die Situation für Menschen mit Hörverlust seither verändert hat. Von Demonstrationen gegen das Cochlea-Implantat auf HNO-Kongressen vor 30 Jahren und der allmählichen Trendwende, die die Erfolgsgeschichte CI einleitete. Im Folgenden lesen Sie einen kurzen Auszug des Gesprächs zum Thema Cochlea-Implantate bei Kindern.

Frühe Implantation – Erfolgsrezept für Kinder

Ein wesentlicher Entwicklungsschritt, der maßgeblich zum Erfolg von Cochlea-Implantaten beitrug, war die frühe Versorgung mit CIs. Seit der flächendeckenden Einführung von Neugeborenen-Hörscreenings können Hörstörungen bei Babys wesentlich früher entdeckt und behandelt werden. Die ersten beiden Lebensjahre sind wesentlich für die Sprachentwicklung bei Kindern.

Heute werden Kinder im ersten Lebensjahr, mit acht bis neun Monaten, simultan auf beiden Seiten implantiert. Undenkbar in den Anfangszeiten der Cochlea-Implantation. Die Ergebnisse sind beeindruckend und signifikant besser als bei Kindern, die ab dem dritten Lebensjahr versorgt werden. Kongenital ertaubte Kinder, die erst im fünften oder sechsten Lebensjahr implantiert werden, zeigen eine dramatisch schlechtere Hör- und Sprachentwicklung als früh versorgte Kinder. Die Prägungsphase des Hörens, die Synapsenbildung im Gehirn geht leider unwiderruflich verloren, wenn Kinder zu spät implantiert werden. Das ist anders als z.B. in der motorischen Entwicklung.

Die Anpassung des CI muss bei Kleinkindern sanft gemacht werden. Es kann zwar einige Wochen bis Monate dauern, bis das Kind eine lautere Einstellung akzeptiert, den Prozessor akzeptiert, aber dann holen die Kinder in ihrer Hör- und Sprachentwicklung sehr schnell auf.

Heute können früh implantierte Kinder meistens eine Regelschule besuchen, auch ein Studium steht ihnen offen. Mit dem Handy telefonieren, ein Leben führen, das sich von dem normalhörender Kinder kaum unterscheidet.

Operationsrisiken bei kleinen Kindern

Eine Cochlea-Implantation ist prinzipiell weniger gefährlich als eine Mandeloperation, bei der es immer wieder zu bedrohlichen Nachblutungen kommen kann. Bei Kleinkindern gilt es, den Blutverlust zu beachten, da sie nur rund 1/5 des Volumens von Erwachsenen haben. Wenn ein Baby 1 Liter Blut verliert, ist das eine ganz andere Dimension als bei einem Erwachsenen. Man muss, vor allem bei simultanen bilateralen Operationen, wirklich trocken arbeiten und möglichst ohne nennenswerten Blutverlust operieren. Bluttransfusionen will man vermeiden. Diese Eingriffe machen daher idealerweise nur erfahrene Chirurginnen und Chirurgen, die viele hunderte Operationen gemacht haben.

Das gesamte Interview mit Dr. Gstöttner können Sie unter dem Hörgespräche Podcast auf Spotify und Amazon Music kostenfrei nachhören.

Über die Initiative HÖREN BEWEGT

HÖREN BEWEGT macht auf die Bedeutung eines guten Gehörs aufmerksam und vermittelt durch verschiedene Aktivitäten, von Kampagnen über Podcasts bis zu Veranstaltungen, wie spannend das Erlebnis Hören ist.

© Fotodienst Nadine Bargad

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