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Dr. Keintzel

Dr. Keintzel darüber, wenn Hörgeräte nicht mehr helfen

Experteninterview

Gutes Hören und die Versorgung mit Cochlea-Implantaten sind keine Frage des Alters. Ein Gespräch mit Primar Dr. Thomas Keintzel, HNO-Abteilung des Klinikums Wels-Grieskirchen.

hearbetter: Dr. Keintzel, haben Sie viele ältere Patient*innen mit Cochlea-Implantaten?

Dr. Keintzel: Ein Großteil meiner CI-Patient*innen ist über 50 Jahre alt, viele davon deutlich älter. Die meisten haben seit Jahren einen progredienten Hörverlust. Das höhere Alter, die erweiterten audiologischen Kriterien und die intensivere Kooperation mit Zuweisern haben zu einem Anstieg geführt. Die wenigsten Patient*innen mit progredienter Schwerhörigkeit können so gut Lippenlesen, dass sie damit problemlos allein zurechtkommen. Spätestens dann, wenn das neueste Hörgerät nicht mehr hilft, suchen sie nach Alternativen.

hearbetter: Woher werden Ihre Patient*innen zugewiesen?

Dr. Keintzel: Oft hat die HNO-Ärztin und der HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker*innen ihre langjährigen Patient*innen bereits auf Cochlea-Implantate aufmerksam gemacht. Fast alle niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen, egal ob Allgemeinmediziner*in oder HNO-Ärzte und HNO-Ärztinnen, überweisen heutzutage ihre  Patient*innen mit hochgradiger Hörstörung an eine CI-Klinik. So werden sie früher versorgt und kommen mit dem CI besser zurecht.

hearbetter: Wann implantieren Sie ältere Patient*innen nicht?

Dr. Keintzel: Schwerhörige Patient*innen, die zu uns in die CI-Ambulanz kommen, schicken wir zuerst zu Hörgeräte-Akustiker*innen unseres Vertrauens, der ausschließlich Hörgeräte und Implantate einstellt. In 80% der Fälle stellt sich dann heraus, dass das Hörgerät schlecht angepasst war. Bei älteren CI-Kandidat*innen, deren Gehör sich progredient verschlechtert, ist eine optimale Hörgeräte-Einstellung allerdings ein sinnvoller Zwischenschritt, um die Wartezeiten bis zur Implantation gut zu überbrücken.

Bei Patient*innen mit kognitiven Einschränkungen bringt ein CI erfahrungsgemäß wenig, sie können oft den Audioprozessor nicht mehr handhaben. Bei diesen versuchen wir, durch eine optimale Einstellung der Hörgeräte das Maximum herauszuholen.

hearbetter: Wie wichtig ist der Austausch mit anderen CI-Nutzenden?

Dr. Keintzel: Sehr wichtig. Mein Team und ich versuchen, die Erwartungshaltung von erwachsenen CI-Tragende realistisch zu halten. In Wels unterstützt uns dabei auch der CI-Selbsthilfeverein „Von Ohr zu Ohr“. Der Kontakt mit erfahrenen CI-Nutzende hilft den Kandidat*innen, die Angst vor der Operation abzubauen und nimmt ihnen die Ungeduld, wenn das Hören mit dem CI nicht sofort nach der Anpassung perfekt klappt.

hearbetter: Was raten Sie Patient*innen mit progredientem Hörverlust?

Dr. Keintzel: Wenn Sie mit Ihrer Hörsituation nicht mehr zufrieden sind, wenn Ihre Hörgeräte nicht mehr ausreichen, informieren Sie sich unverbindlich, welche Lösungen es sonst noch gibt. Verlieren Sie keine wertvolle Zeit, sondern nutzen Sie die Chance auf gutes Hören – egal, wie alt Sie sind

Möchten Sie eine Patientin von Dr. Keintzel kennenlernen? Die CI-Nutzerin Veronika teilt in einem Interview ihre Erfahrungen mit ihrer einseitigen Ertaubung und spricht über den Weg zurück in die Welt des (wieder)Hörens.

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