
Wie Hörakustiker*innen Implantationskliniken unterstützen. 1. Leitlinie sichert Qualität.
Die Zahl der Menschen mit Hörimplantaten, allen voran Cochlea-Implantaten (CI) und Mittelohrimplantaten, steigt seit Jahren kontinuierlich. Bei der Nachsorge stoßen implantierende Kliniken immer mehr an ihre Kapazitätsgrenzen. Hörakustikbetriebe federn diese Engpässe zunehmend ab.
Um eine gleichbleibend hohe Qualität bei Hörakustiker*innen für Hörimplantat-Nutzer*innen zu garantieren, arbeitete die Europäische Union der Hörakustiker (EUHA) im Oktober 2022 Leitlinien aus.
Die Begleitung von Hörimplantierten erachtet die EUHA als integralen Bestandteil der Arbeit von Hörakustiker*innen. Die Aufgaben umfassen die neutrale Beratung über Hörimplantate als Alternative zu herkömmlichen Hörgeräten, die Unterstützung Betroffener bei der Abstimmung mit Kostenträgern bis hin zur Nachsorge. Dazu zählen die Anpassung des Audioprozessors, regelmäßige technische Überprüfungen, der Verkauf von Zubehör und Verschleißteilen und auch die Abwicklung von Prozessor-Upgrades.
Diese Aufgaben sollen laut EUHA-Leitlinien in enger Abstimmung mit HNO-Ärzt*innen, Implantatkliniken und Herstellern erfolgen. Denn “fachliche Kompetenz und intensiv gelebte Kooperation aller Beteiligten bilden die Grundlage für den Hörerfolg der Nutzer*innen von implantierten Hörsystemen“, definiert die Präambel.
Qualifikation zu Hörimplantat-Spezialist*innen
Um als Hörakustikbetrieb CI-Nutzer*innen gemäß den Leitlinien umfassend zu begleiten, bedarf es zwingend spezifischer Qualifikationen und fachlicher Weitbildung. Diese übernimmt der Implantathersteller bzw. eine von diesem autorisierte Bildungseinrichtung oder auch eine Implantationsklinik. Das allgemeine Wissen zu Indikationen, Nutzen und Grenzen von Cochlea-Implantaten, Mittelohrimplantaten und anderen Implantatarten erhalten Hörakustiker*innen bereits in der Grundausbildung. Berufserfahrung und regelmäßige Schulungen sind die zusätzlichen Voraussetzungen, um im Hörimplantat-Service tätig werden zu dürfen.
Egal, ob der Hörakustikbetrieb allgemeine Fragen zum Audioprozessor beantwortet, audiologische Tests durchführt und entsprechende Anpassungen vornimmt, es geschieht alles in enger Abstimmung mit der Implantationsklinik, der Reha-Einrichtung und dem Hersteller. Das gilt besonders, wenn unerwartete Probleme auftreten. Den Nutzer*innen steht es außerdem frei, sich an die niedergelassene HNO-Praxis, das CI-Zentrum, den Hersteller oder den Akustikerbetrieb zu wenden.
Der Vorteil für Hörimplantierte
Gerade Menschen, deren progrediente Schwerhörigkeit letztendlich zur Versorgung mit einem Cochlea-Implantat oder einem anderen Hörimplantat führt, haben oft langjährige Kundenbeziehungen mit ihrem/ihrer Hörakustiker*in. Dieser kann sie beraten und in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen, wobei die finale Entscheidung dann der HNO-Arzt bzw. die HNO-Ärztin gemeinsam mit den Patient*innen trifft.
Hörakustiker*innen sind für Nutzer*innen wohnortnahe Anlaufstellen bei der lebenslangen Betreuung des Hörimplantats. Sie erklären neuen CI-Träger*innen die Funktionen des Audioprozessors und zeigen ihnen, wie sie die externen Teile am besten reinigen und pflegen. Außerdem verkaufen sie Batterien, Verbrauchsmaterial und nützliches Zubehör. Für die regelmäßigen audiologischen und technischen Kontrollen brauchen Betroffene nicht mehr zwingend den Weg in die oft weit entfernte Implantationsklinik auf sich nehmen, sondern können dies beim Hörakustikbetrieb in ihrer Nähe erledigen. Praktisch ist auch, dass sich dieser auch um die Abrechnung bei den jeweiligen Kostenträgern kümmert.
Die neue EUHA-Leitlinie gibt einen übersichtlichen Rahmen für implantierte Hörsysteme in der Hörakustik vor. So können Hörakustikbetriebe als Ergänzung zu HNO-Ärzt*innen und Implantationskliniken agieren und diese qualifiziert in bestimmten Prozessen der CI-Versorgung entlasten.
Die gesamte EUHA-Leitlinie können Sie hier nachlesen.
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