Der Individualität gehört die Zukunft
ExperteninterviewIndividualisierte Medizin rückte in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus.
Im zweiten Teil des Expertengesprächs berichtet Primar Dr. Thomas Keintzel, Leiter der HNO-Abteilung am Klinikum Wels-Grieskirchen, wie eine individualisierte chirurgische Planung die Hörerfolge von Patient*innen steigern kann.
Individualisierte Implantation
Die Planung jeder Cochlea-Implantation erfolgt am Klinikum Wels-Grieskirchen mit OTOPLAN. Diese Planungssoftware ermöglicht es, anhand der Bildgebung patientenspezifische 3D-Rekonstruktionen der relevanten Anatomie anzufertigen und so die individuelle Cochlea präoperativ visuell darzustellen. „Anhang der Länge der Cochlea und den audiometrischen Daten können wir für jeden Patienten, für jede Patientin individuell die optimale Elektrode auswählen, damit wir die gesamte Cochlea abdecken können. Das wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung im Tieftonbereich und den Klang des CI aus. Die atraumatischen Elektroden, die wir individuell für jeden Patientenfall auswählen können, kombiniert mit dem schonenderen Rundfensterzugang, sind ein echter Gamechanger beim Restgehörerhalt,“ so Primar Keintzel.
Image: Otology & Neurotology Journal (Variational Anatomy of the human cochlea: implications for cochlear implantation).
Niedergelassene HNOs in der individualisierten Hörimplantation
Die niedergelassenen HNOs sieht Dr. Keintzel als wichtigste Zuweiser. Das Bewusstsein, dass der niedergelassene Bereich bei komplizierteren Fällen an spezialisierte HNO-Kliniken überweisen soll, steigt.
„Unsere Patient*innen kommen fast ausschließlich von den niedergelassenen HNOs, hin und wieder von Hörgeräteakustikbetrieben. Sie werden nicht konkret als Implantat-Kandidat*innen zugewiesen, sondern mit der Bitte um eine detailliertere Abklärung. Genau so soll es sein. Die Hörversorgung wird immer komplexer, von den Hörgeräten angefangen über passive Implantate bis zu aktiven Hörimplantaten. Das kann der niedergelassene Bereich nicht mehr allein entscheiden“, ermutigt der Experte zur Zusammenarbeit.
Der Individualität gehört die Zukunft
Die Hörimplantologie bewegt sich immer weiter in Richtung individualisierte Medizin. Die individuelle präoperative Planung hat sich bereits seit einigen Jahren etabliert. Ihr folgt nun die robotergestützte Chirurgie. Auf Basis der individuellen anatomischen 3D-Rekonstruktion kann ein Roboter den Zugang zur Cochlea legen, bohrt einen exakten Kanal durch das Mastoid direkt zum Runden Fenster, von wo die Elektrode in die Scala Tympani eingeführt wird. Auch die Insertion kann in weiterer Folge robotergestützt erfolgen. Primar Keintzel blickt der Zukunft gespannt entgegen: „Es wird sich zeigen, ob uns die robotergestützte Chirurgie beim Restgehörerhalt den Durchbruch bringt. Wir sind offen für alles Neue und entschlossen, an den aktuellen Entwicklungen dranzubleiben.“
Egal, ob individualisierte OP-Planung, computergestützte Chirurgie, personalisierte Fernanpassungen, oder die noch in weiterer Ferne liegende Gentherapie, die Zukunft der HNO ist in jedem Fall individuell. Und das hört sich gut an!
Zum ersten Teil des Expertengesprächs berichtet Primar Dr. Thomas Keintzel: Mit individualisierter Medizin zum Hörerfolg
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