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Interview mit Teresa Schneider über Meludia in der Hörrehabilitation
Musik und Sprache – zwei scheinbar unterschiedliche Welten, die sich in der Hörrehabilitation von Cochlea-Implantat-Nutzer*innen wirkungsvoll verbinden lassen.
Teresa Schneider, Fachbereichsleiterin Therapie am Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) Dornbirn, erklärt im Gespräch mit hearbetter, wie das Musiktraining mit Meludia den Hörerfolg mit Cochlea-Implantaten verbessern kann.
HB: Frau Schneider, was verbindet Musik und Sprache aus wissenschaftlicher Sicht?
TS: Ein wesentlicher Teil der Sprache sind ihre prosodischen Merkmale – also Betonung, Sprechmelodie, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus und Klangfarbe. Diese Merkmale sind auch zentrale Bestandteile der Musik. Gerade für CI-Nutzer*innen, die oft Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung dieser Merkmale haben, ist das gezielte Training dieser Aspekte besonders wichtig.
HB: Welche Rolle spielt das Musiktraining Meludia in der Hörrehabilitation?
TS: Meludia ist ein speziell für CI-Nutzer*innen zugeschnittenes Online-Musiktrainingsprogramm. Es bietet eine Vielzahl an Übungen, die gezielt jene musikalische Fähigkeiten fördern, die auch für das Sprachverstehen relevant sind. So wird Musik zum Schlüssel zur Sprache.
HB: Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie Meludia das Sprachverstehen unterstützt?
TS: Sehr gerne:
- Rhythmusübungen fördern die Silbenwahrnehmung und Sprechflüssigkeit.
👉 Beispiel: In der Meludia-Übung zählt man die Schläge in einem Rhythmus. In der Hörrehabilitation zerlegen wir das Wort „Elefant“ in Silben: E-le-fant. - Die Melodieerkennung hilft, Frage- und Aussagesätze zu unterscheiden.
👉 Beispiel: Bei der Meludia-Übung entscheidet man, ob eine Melodie auf- oder absteigend klingt. Umgelegt auf die Hörtherapie erkennen die CI-Patient*innen den Unterschied zwischen dem Aussagesatz „Du hast Zeit.“ und dem Fragesatz „Du hast Zeit?“ - Die Tonhöhenunterscheidung verbessert die Phonemdifferenzierung bei sehr ähnlich klingenden Wörtern.
👉 Bei Meludia wird gefragt, ob ein Ton höher oder tiefer ist als ein anderer. In der Hörrehabilitation unterscheidet man Minimalpaare, die sich nur durch einen Buchstaben unterscheiden (z.B. Tisch/Fisch). - Auch das auditive Gedächtnis, die auditive Diskrimination und die Mustererkennung helfen beim Erkennen feiner Unterschiede zwischen ähnlich klingenden Wörtern.
👉 Beispiel: Bei der Meludia-Übung wird ein musikalisches Motiv wird wiederholt. Ist es das gleiche oder wurde es leicht abgeändert? In der Sprache erkennen CI-Nutzer*innen, ob sich ein Wort im Satz verändert hat. - Die Klangfarben- und Tonhöhenwahrnehmung unterstützen das Erkennen von Stimmen und Emotionen.
👉 Beispiel: Bei Meludia entscheidet man zwischen einem hohen oder tiefen Ton, in der Hörrehabilitation zwischen Männer- und Frauenstimmen. Das Erkennen sprachlicher Feinheiten und Emotionen wie Wut und Ironie profitiert ebenfalls von der Fähigkeit der Tonhöhenerkennung. - Tonhöhenwahrnehmung, auditives Gedächtnis und Sequenzierung unterstützen das korrekte Erinnern und Wiedergeben von Sätzen.
👉 Beispiel: Bei Meludia soll eine Melodie wiederholt werden, in der Hörrehabilitation ein Satz korrekt wiedergegeben werden. Das kann der Sprachverarbeitung und dem auditiven Gedächtnis nützen. - Das bessere Sprachverstehen in lauter Umgebung wird durch Übungen zur auditiven Selektion gezielt trainiert.
👉 Beispiel: Bei Meludia muss die Anzahl gleichzeitig gespielter Töne erkannt werden. Auf die Sprache umgelegt bedeutet diese Fähigkeit, dass man Sprache trotz Hintergrundlärms versteht, weil das Gehirn gelernt hat, unwichtige Hintergrundgeräusche auszublenden und das wichtige Sprachsignal zu erkennen („dichotisches Hören).
HB: Was ist Ihr Fazit zum Einsatz von Meludia?
TS: Musik ist ein Schlüssel zur Sprache. Das gilt auch für Meludia. Es trainiert nicht nur musikalische, sondern auch zentral-auditive Fähigkeiten, die für das Sprachverstehen entscheidend sind. Das Programm ist selbsterklärend, strukturiert aufgebaut und auf die Bedürfnisse von CI-Nutzer*innen abgestimmt. Es eignet sich sowohl für Patient*innen als auch für Reha-Fachkräfte als sinnvolle Ergänzung zur klassischen Hörtherapie.
HB: Vielen Dank für das Gespräch!
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